Spielplan

Volksbühne Landshut e.V.
Theaterbesucherorganisation

Kompletter Spielplan 2025/2026 der Volksbühne Landshut e.V. als pdf-Datei

SPIELPLAN der Volksbühne 2025/2026 – (letzter Stand: 09-2025)

Sa., 18.10.2025 – 19:30 Uhr

THE PURPLE ROSE OF CAIRO

Komödie von Woody Allen


Regie – Veronika Wolff
Kostüme – Sabine Lindner

WENN FILME LEBENDIG WERDEN Es sind die Dreißiger Jahre in den USA. Die Weltwirtschaftskrise hat die Staaten fest im Griff. Für viele wird das Kino zum Zufluchtsort aus der harten Wirklichkeit. Genauso geht es der Serviererin Cecilia, die sich ihren Lieblingsfilm The Purple Rose of Cairo immer wieder ansieht und den Hauptdarsteller Tom Baxter anhimmelt. Er ist so ganz anders als ihr Mann Monk, der ihr Geld verspielt und den sie darüber hinaus noch beim Fremdgehen ertappt. Doch dann passiert etwas Unglaubliches: Während einer Vorführung von The Purple Rose of Cairo hält sich Tom Baxter irgendwann nicht mehr an seinen Text und steigt von der Leinwand herab direkt in Cecilias Realität. Doch wie sollen die Darsteller den Film nun ohne Tom Baxter zu Ende bringen? Und wie kommt eine Phantasiegestalt in der Realität zurecht?

ABLENKUNG VOM ALLTAG Obwohl die amerikanische Wirtschaft in den 1930er Jahren ihren Tiefpunkt erreichte, der 1929 mit dem sogenannten „Schwarzen Donnerstag“ an der New Yorker Börse ausgelöst wurde und zu verheerenden Folgen in der ganzen Welt führte, erreichte das klassische Hollywoodkino gerade in jener Zeit seinen künstlerischen Höhepunkt. Typisch für die Filme war, dass sie zumeist ein fantasievolles Bild von Glück und Hoffnung mit einem obligatorischen „Happy End“ zeigten, das als Ablenkung vom grauen Alltag diente – genauso wie in Woody Allens Film The Purple Rose of Cairo.

JUBILÄUM Seit nunmehr 50 Jahren bringt Woody Allen, geboren 1935 in New York, jährlich einen neuen Film heraus. Während The Purple Rose of Cairo 1985 mit Mia Farrow in der Hauptrolle der Cecilia ins Kino kam, erschien mit Ein Glücksfall 2023 sein vorerst letzter Film (erstmals in französischer Sprache). Mit seiner un- verwechselbaren Komik und dem Charme seiner Figuren begeistert er seit Jahrzehnten ein Millionenpublikum. Zu The Purple Rose of Cairo hieß es: „Ein Marmordenkmal wäre das mindeste, was Hollywood dem genialen Woody Allen schuldet: Schöner und rührender hat keiner dem Kino als Fluchtburg der Phantasie gehuldigt.“ Die deutsche Bühnenfassung des Films kam erstmals in einer Bearbeitung von Gil Mehmert 2009 am Volkstheater Wien heraus.

 

Sa., 15.11.2025 – 19:30 Uhr

TRIAL BY JURY GIANNI SCHICCHI

Juristischer Operndoppelabend von Gilbert & Sulliva und Giacomo Puccini


Musikalische Leitung
– Basil H. E. Coleman

Regie – Stefan Tilch
Bühne –
Karlheinz Beer
Kostüme –
Dorothee Schumacher
Choreographie
– Sunny Prasch

 

VERY BRITISH Kenner halten das Erstlingswerk Trial by Jury (1875) für das beste Stück des berühmten englischen Operettenduos Gilbert & Sullivan; der Markenkern ihrer späteren Erfolgswerke wie Die Piraten von Penzance oder Der Mikado ist hier bereits enthalten. Gil- bert, der selbst einige Jahre als Anwalt gearbeitet hatte, nimmt die englische Gerichtsbarkeit und die Heuchelei der viktorianischen Upper Class liebevoll aufs Korn. Lebemann Edwin muss sich vor Gericht verantworten, weil er sein Eheversprechen gebrochen hat. Die Braut rauscht im Hochzeitskleid samt ihren Brautjungfern herein und klagt ihren Bräutigam an. Dessen Verteidigung basiert auf dem Argument, dass ihm die Liebe zu einer einzigen Frau irgendwann langweilig geworden sei. Die Glanzpartie des Stückes ist die des Richters, der am Schluss die verlassene Braut einfach selbst heiratet. Sullivan lieferte für diese Musiksatire einen rhythmisch-tänzerischen und volkstümlichen Ton.

MOLTO ITALIANO Im zweiten Teil dieses rasanten juristischen Operndoppelabends geht es von London nach Florenz. Auf dem Sterbebett enterbte der steinreiche Buoso Donati seine Angehörigen, um all seinen Besitz der Kirche zu vermachen. Doch der listige Gianni Schicchi hat eine Idee, wie die habgierige Familie trotzdem noch an dessen Erbe kommen kann. Da noch niemand vom Tod des Alten weiß, schlüpft Schicchi einfach selbst in dessen Bett und mimt den Sterbenden, der seinem Arzt weismacht, dass es ihm besser geht und dem Notar eine Testamentsänderung diktiert. Die fällt jedoch ganz anders aus, als es sich die Verwandten erhofft hatten…
In seiner einzigen Buffo-Oper, die als Einakter zu Il Trittico (1918) gehört, beweist Puccini, dass er neben dem großen Operndramatiker auch ein bitterböser Humorist ist; Gianni Schicchi ist eine hinreißende Erbschleicher-Komödie im Gewand der Comedia dell’arte.

 

 

 

 

Sa., 29.11.2025 – 19:30 Uhr

Brandner Kaspar und der Boandlkramer-Kongress

Schauspiel von Wolfgang Maria Bauer

 

Regie & Bühne – Wolfgang Maria Bauer
Kostüme – Ines Schmiedt

 

EINE HAND WÄSCHT DIE ANDERE Der Brandner Kaspar und seine Frau Theres führen im Himmel ein beschauliches Leben. Nun jährt sich ihr Hochzeitstag zum 96. Mal. Und Theres möchte zu diesem besonderen Tag ihr Hochzeitskleid noch einmal tragen, nur das befindet sich unten auf der Erde. Gleichzeitig jammert der Boandlkramer über immer mehr Arbeit, die er kaum noch bewältigen kann. Da wäscht eine Hand die andere: Während der Boandlkramer Theres‘ Brautkleid von der Erde stibitzen soll, will der Brandner sich um bessere Arbeitsbedingungen im Himmel kümmern und lädt zu einem großen Kongress ein, bei dem alle Todesboten erscheinen sollen.

PERSONIFIKATION DES TODES Die Vorstellungen der Menschen von der Erfahrung des Todes haben die Art und Weise beeinflusst, wie der Tod in Religion, Folklore und Kunst seit tausenden von Jahren personifiziert wird. Im europäischen Raum wird er oft als Hautskelett, Knochenmann oder Spielmann dargestellt – der bayerische Boandlkramer ist ein Ableger davon. Die irische Banshee ist hingegen die „Frau des Feenhügels“, der hinduistische Todesgott Yama kommt auf dem Rücken eines Stieres geritten und bei den australischen Aborigines erscheint der Tod als „Fledermausmann“. All diese Personifikationen geben uns einen einzigartigen und faszinierenden Einblick darüber, wie verschiedene Kulturen und Menschen im Laufe der Zeit über den Tod gedacht haben.

WOLFGANG MARIA BAUER Der Oberspielleiter der Schauspiel-Abteilung des Landestheaters Niederbayern, Wolfgang Maria Bauer, ist nicht nur ein gefragter Schauspieler und Regisseur, sondern auch Autor vieler Theaterstücke. Er schrieb Werke wie Bayernsonate oder das Familienstück Der kleine Wolperdinger, die am Landestheater zur Uraufführung kamen. Auch sein zweiter Teil der Brandner-Saga − Der Brandner Kaspar kehrt zurück − wurde erstmals am Landestheater Niederbayern gezeigt und eroberte von hier aus die Luisenburg Festspiele in Wunsiedel und die Komödie im Bayerischen Hof in München. Aktuell ist sein erster Roman Kaltblut erschienen. Mit Der Brandner Kaspar und der Boandlkramer-Kongress bringt Bauer den dritten und letzten Teil der „Brandner-Kaspar-Trilogie“ heraus.

 

Sa., 04.01.2026 – 18:00 Uhr

COSI FAN TUTTE

DRAMMA GIOCOSO von Wolfgang Amadeus Mozart


Regie & Ausstattung
– Ultz

Musikalische Leitung – Basil H. E. Coleman

 

HIMMLISCHE MELODIEN Die Arien „Come scoglio“ (Fiordiligi), „Smanie implacabili” (Dorabella) und „Un‘ aura amorosa“ (Ferrando) gehören nebst vielen großartigen Duetten und Ensembles zu den Höhepunkten der Partitur.

TREUE BIS IN DEN TOD – oder nur bis zur Hochzeit? Sind die Menschen wirklich dafür geschaffen, monogam zu sein? Oder ist der Zauber der Liebe nicht viel zu wundervoll, um ihm nur einmal im Leben zu erliegen? Und fühlt sich nicht jede neue Liebe so wie die einzig wahre an? Kaum jemand hat das Wesen menschlicher Beziehungen scharfsinniger und wahrhaftiger in Töne gefasst als Wolfgang Amadeus Mozart in seinen Opern. Zwei Jahre vor seinem frühen Tod bekam er vom Wiener Kaiserhof einen neuen Auftrag. Und noch einmal schrieben Lorenzo Da Ponte und er nach Figaros Hochzeit und Don Giovanni mit Così fan tutte (1790) ein Meisterwerk. Dem Publikum der Uraufführungszeit hielten die Autoren mit einem Augenzwinkern den Spiegel vor. Dieses fühlte sich ertappt und befand die Oper für unmoralisch, die Musik aber sei herrlich.

LIEBESWETTSTREIT Angestachelt von ihrem Freund Don Alfonso lassen sich die Offiziere Guglielmo und Ferrando auf eine Wette ein, die die Treue ihrer Verlobten Fiordiligi und Dorabella auf die Probe stellen soll: Sie ziehen scheinbar in den Krieg, kommen jedoch kurz darauf in Verkleidung zurück und versuchen nun, die Partnerin des jeweils anderen mit allen Mitteln der Kunst zu verführen. Halten die Damen anfangs noch die Moral hoch, so werden sie – früher oder später – doch schwach, ermuntert auch durch ihre lebenskluge Zofe Despina. Was als lustiges Experiment begann, wird für die Herren der Schöpfung bald zur bitteren Offenbarung, wenn diese am Ende des Katz- und Mausspiels ernüchtert feststellen müssen, dass sie sich selbst in die Falle gegangen sind. Manchmal ist es besser, nicht alles zu wissen, und zu fast jeder glücklichen Beziehung gehört eben auch ein bisschen Selbsttäuschung. Es lohnt nicht, empört zu sein, denn: „Così fan tutte“ – „So machen es alle“.

SA., 24.01.2026 – 19:30 Uhr

EINE NACHT IN VENEDIG

Operette von Johann Strauss


Regie
– Markus Bartl

Musikalische Leitung – Kai Röhring
Ausstattung – Philipp Kiefer
Choreografie – Björn Bugil

 

KARNEVAL IN VENEDIG Es herrschen heitere Ausgelassenheit und lockere Sitten! Köstliche Speisen werden serviert und herrliche Kleider hängen bereit für das Maskenfest. In Gondeln oder mit Fischerbooten stürzt sich eine feierlustige Gesellschaft ins Vergnügen. Die Lagunenstadt mit ihrem morbiden Charme und all den verwinkelten Kanälen und Gassen, den imposanten Brücken und Palästen spielt eine Hauptrolle in dieser Verwechslungskomödie von Johann Strauss. Makkaroni-Koch Pappacoda preist gleich in seinem Auftrittslied Rialtobrücke und Markusplatz und all die weltberühmten touristischen Sehenswürdigkeiten der Serenissima.

GONDELFAHRT MIT FOLGEN Für das nächtliche Karnevalsfest hat sich der Herzog von Urbino angekündigt, dem sein Ruf als Schürzenjäger derart vorauseilt, dass Senator Delaqua seine Gattin Barbara nach Murano schicken lässt und seine Köchin Ciboletta als Ehefrau ausgibt. Dieser Plan geht allerdings gleich mehrfach schief: Denn Barbara hat die Kleider mit ihrer Milchfrau Annina getauscht, um sich selbst in den Karnevalstrubel zu stürzen, und der Barbier Caramello plant, die Senatorengattin nicht nach Murano, sondern direkt zum Herzogspalast zu fahren: „Komm in die Gondel, mein Liebchen, so steige doch ein!“

SEITENSPRUNG Weil seine eigene Ehefrau eine Affäre mit dem Direktor des Theaters an der Wien hatte, wurde diese Johann-Strauss-Operette ausnahmsweise nicht an seinem Stammhaus, sondern 1883 in Berlin uraufge- führt. Strauss schrieb zu dem amourösen Verwirrspiel eine leichtfüßige, champag- nertrunkene Musik aus Walzern, Sere- naden und Chören mit vielen bekannten Hits wie „Sei mir gegrüßt, du holdes Venezia“, „Die Tauben von San Marco“, „Ach, wie so herrlich zu schau’n“ oder „Alle maskiert“.
2025 ist Strauss-Jahr! Wir feiern den 200. Geburtstag des Komponisten!

 

 

Sa., 28.02.2026 – 19:30 Uhr

DER MENSCHENFEIND

Molière Komödie
in der Fassung von Botho Strauß

 

Regie – Heinz Oliver Karbus
Bühne – Markus Falkensteiner
Kostüme – Katja Salzbrenner
Musik – Peter WesenAuer

 

UNBEDINGTE WAHRHEIT Verstellung, Lüge, Boshaftigkeit – der junge Aristokrat Alceste meint die Scheinhaftigkeit seiner Mitmenschen zu durchschauen und stellt der verdorbenen Welt seinen unbedingten Wahrheitswillen gegenüber. Vor Gericht will er sich nicht verteidigen, seinem Freund Oronte geigt er seine Meinung über ein Sonett, was eben jener gerade verfasst hat. Ganz allein der koketten Célimène kann er nicht böse sein, da er sein Herz an sie verloren hat. Ihre Seitensprünge verzeiht er ihr genauso wie er immer wieder von Neuem an ihre Treue glaubt. Schließlich verlangt er von ihr, dem gesellschaftlichen Leben zu entsagen und sich mit ihm in die Einsamkeit zurückzuziehen. Doch die lebenslustige Célimène lehnt ab und Alceste kehrt der Welt allein und endgültig den Rücken.

EIN „KOMISCHER“ AUSSENSEITER Die Rigorosität, mit der Alceste nicht nur jede Lüge, sondern auch jedes konventionsgerechte Verhalten anprangert, wird ihm zum Verhängnis. Er wird zum gesellschaftlich geächteten Außen- seiter. Molière sah genau darin die Komik dieser Figur, wobei der Dichter es hervorragend verstand, die Sympathien für Alceste genau auszubalancieren: Während seine Entlarvung von Heuchelei und Verlogenheit gesellschaftlichen Verhaltens Alceste Sympathie einbringt, stellt sie der Autor gleich dadurch wieder in Frage, indem er den Protagonisten als selbstgerecht und egoistisch darstellt.

 

EIN PERSÖNLICHES WERK? Betrachtet man Molières Leben (1622-1673) zum Zeitpunkt des Menschenfeinds (1666), so fallen gewisse Parallelen zum Stück auf. Seine Schwierigkeiten in seiner Ehe mit Armande Béjart, deren Untreue stadtbekannt war, eine schwere Krankheit und seine finanziellen Sorgen durch die Schließung seines Theaters – all das mag zu der düsteren Atmosphäre und der Bitternis geführt haben, die dieses Werk umgibt, sodass manche Interpreten seinen Komödiencharakter generell in Frage gestellt haben.

Sa., 25.04.2026 – 19:30 Uhr

ROBERTO ZUCCO

 

Schauspiel von Bernard-Marie Koltès

 

REGIE – Markus Bartl
AUSSTATTUNG – Philipp Kiefer

 

FAHNDUNGSPLAKAT Ein Fahndungsplakat war es 1988, das den französischen Autor Bernard-Marie Koltès auf das Thema seines letzten Theaterstückes Roberto Zucco brachte. Gesucht wurde der 26-jährige Roberto Succo, der 1986 aus der psychiatrischen Haftanstalt in Reggio nell’ Emilia ausgebrochen war. 1981 hatte er scheinbar ohne Grund seine Eltern ermordet. In den zwei Jahren nach seiner Flucht beging er zahlreiche Verbrechen in der Schweiz und Italien. Im Februar 1988 wurde er im italienischen Mestre verhaftet. Nach einem gescheiterten Fluchtversuch vier Tage später nahm sich Roberto Succo am 23. Mai 1988 in seiner Gefängniszelle in Vicenza das Leben.

MOTIVSUCHE Das Versagen jeglicher sozio-psychologischer Erklärungsmuster für die Mordtaten dieses „höflichen, jungen Mannes“ löste Schrecken und Verunsicherung aus. Der reale Roberto Succo machte kaum Angaben zu seinen Verbrechen, was seine Taten noch verstörender machte. In fünfzehn Szenen entwirft Koltès die fiktiven letzten Stationen dieses Verbrechers − ein französisches Road-Movie, das virtuos mit Formen der Alltagskultur, des Kitsches und des antiken Mythos spielt. Der plötzliche Einfall des Bösen übt eine seltsame Faszination auf die Gesellschaft aus. Roberto Zucco aber zieht weiter, ein Heimatloser, der ohne Absicherung auf eine Suche geht, deren Ziel er selbst noch nicht kennt.

AUSSENSEITER Bernard-Marie Koltès wurde 1941 in Metz geboren. Nach dem Besuch des dortigen Jesuiten-Internats studierte er ab 1967 Journalismus. 1970 begann er, für die Bühne zu schreiben und selbst zu inszenieren. 1976 gelang ihm der internationale Durchbruch mit Die Nacht kurz vor den Wäldern in der Regie von Patrice Chéreau, der zu einem wichtigen kreativen Partner für ihn wurde. Es folgten Stücke wie Der Kampf des N****s und der Hunde (1981), Quai West (1985) oder In der Einsamkeit der Baumwollfelder (1987). In seinen Werken beschäftigte sich Koltès mit der Entfremdung in unserer modernen Gesellschaft, der Ausgrenzung des Fremden und Ungewohnten, die er als Homosexueller tagtäglich erlebte, mit Einsamkeit und Tod. Er starb 1989 an Aids, ein unbequemer Außenseiter, der der Welt immer wieder den Spiegel vorhielt.

Do., 14.05.2026 – 16:00 Uhr

PARSIFAL

Bühnenweihfestspiel von Richard Wagner


Regie
– Stefan Tilch

Musikalische Leitung – Basil H. E. Coleman
Bühne – Thomas Dörfler
Kostüme – Ursula Beutler
Choreografie – Sunny Prasch

 

 

ZAUBERMUSIK Wagners transzendierende Musik überwältigt durch mystisch-sakrale Klangwelten. Die weihevollen diatonischen Gralsthemen stehen der chromatisch- sinnlichen Harmonik von Klingsors Zauberreich gegenüber. Wagner verwebt auf undogmatische Weise christliche Symbolik und rituelle Zeremonien wie Abendmahl, Taufe und Karfreitagszauber mit buddhistischer Lehre und Schopenhauers Philosophie.

 

KRÖNENDER ABSCHLUSS Das Leitungsteam aus Intendant Stefan Tilch und GMD Basil H. E. Coleman verabschiedet sich zum Ende der Saison 2025/26 nach mehr als zwei Jahrzehnten vom niederbayerischen Theaterpublikum und fährt aus diesem Anlass nochmal ganz große Geschütze auf. Einer ihrer Schwerpunkte bei der Spielplangestaltung war die Aufführung fast aller Werke Richard Wagners: Was 2015/16 mit der niederbayerischen Erstaufführung von Tristan und Isolde begann und 2019-23 mit Der Ring des Nibelungen fortgesetzt wurde, findet nun den krönenden Abschluss in der Beschäftigung der beiden Wagner-Enthusiasten mit dessen letzter Oper, dem Bühnenweihfestspiel Parsifal, in dem der Meister noch einmal alle seine großen Themen behandelte: Mitleid, Erlösung und Selbsterkenntnis durch Wissen.

 

DER REINE TOR Eine keusch lebende Ritterschaft unter König Amfortas hütet zwei Reliquien: den heiligen Speer und den heiligen Gral. Der Zauberer Klingsor hat bereits den Speer in seinen Besitz gebracht, mit dem er Amfortas eine nicht heilende Wunde zufügte. Seitdem leidet der König unerträgliche Schmerzen. Erlöst werden kann er einzig von einem durch Mitleid wissenden Toren. Als der junge Parsifal im Gralsbezirk aus Unwissenheit einen heiligen Schwan tötet, glaubt Gurnemanz in ihm den lang ersehnten Erlöser zu erkennen. Doch der Jüngling gerät in die Fänge von Kundry, die ihn in Klingsors Zaubergarten zu verführen versucht. Als Kundry ihn küsst, wird sich Parsifal schlagartig seiner Sendung bewusst. Er erliegt ihren Reizen nicht und gewinnt den Speer von Klingsor, wodurch dessen böser Zauber gebrochen wird. Doch erst nach langen Irrfahrten gelangt Parsifal an einem Karfreitagsmorgen wieder in die Gralsgemeinschaft. Kann er Amfortas‘ Leiden beenden?

 

Sa., 20.06.2026 – 19:30 Uhr *)

*) Freilichtaufführung im Prantlgarten (bei schlechtem Wetter im Theaterzelt)

 

HAMLET


Tragödie von William Shakespeare

 

Regie – N.N.
AUSSTATTUNG – N.N.

 

ES IST WAS FAUL IM STAATE DÄNEMARK Hamlet glaubt, dass sein Vater ermordet worden ist, denn der ist an einer „plötzlichen Krankheit“ gestorben. Als Täter hat er den neuen König und Stiefvater Claudius ausgemacht. Nachts hat er Visionen von seinem Vater: Der behauptet, sein Bruder habe ihn vergiftet. Nun soll Hamlet für ihn Rache nehmen und den Stiefvater töten. Hamlet ermittelt und grübelt, zaudert und provoziert. Er spielt den Wahnsinnigen, um seine Rachepläne zu verbergen. Zunehmend gefällt er sich in der Rolle des großen Zweiflers – und geht schließlich in seinem Drang, die Verhältnisse zu ändern, buchstäblich über Leichen. Er verliert den Boden unter den Füßen. Die Freunde entpuppen sich als Spitzel des Stiefvaters, selbst seine Geliebte Ophelia wird Teil und Opfer des Komplotts. Der Jäger wird selbst zum Gejagten. Hinter jeder Tapete und jedem Vorhang lauschen die Denunzianten. Aus gespieltem wird echter Wahnsinn. Vertrauen kann er keinem mehr. In seiner Besessenheit, den Täter zu entlarven, stürzt Hamlet sich in einen letzten Amoklauf und reißt seine ganze Welt mit in den Untergang. „Der Rest ist Schweigen.“

 

DIE WELT IST AUS DEN FUGEN Aber was tun? Hamlet kommt dem Willen zur Tat eine diffuse Handlungsunfähigkeit dazwischen: Mal steht ihm das Gefühl, mal das Gewissen, mal das Denken im Weg. Der Wahnsinn, den er bei klarem Verstand als Maskierung wählt, um unerkannt und ungestört nach der Wahrheit zu suchen und seine Rachepläne umzusetzen, frisst sich zunehmend in die Realität. Der Zwang zu Handeln lähmt ihn immer mehr. Im Paradox des handlungsunfähigen Handlungsträgers zeichnet Hamlet eine zeitlos aktuelle Analyse des intellektuellen Dilemmas zwischen komplexem Denken und politischer Tat.

 

DAS STÜCK DER STÜCKE Hamlet ist das wohl bekannteste Theaterstück überhaupt. Im deutschen Sprachraum kann ihm höchstens noch Goethes Faust den Rang streitig machen. Auch wenn Hamlet 1602 uraufgeführt wurde, ist der Titelheld ein auch heute noch erstaunlich moderner Charakter. Sein Zaudern und seine (Selbst-)Zweifel sind gerade heute, in einer Zeit, die immer unsicherer wird, aktueller denn je.

 

Fr., 04.07.2025 – 19:30 Uhr

*) Freilichtaufführung im Prantlgarten (bei schlechtem Wetter im Theaterzelt)

 

TURANDOT

Oper von Giacomo Puccini

Burgenfestspiele Niederbayern

 

Musikalische Leitung – Basil H. E. Coleman
REGIE – N.N.
AUSSTATTUNG – N.N.

 

UNBARMHERZIGE PRINZESSIN Turandot will niemandem als sich selbst gehören. Wer sie zur Frau will, muss drei schwere Rätselfragen lösen. Eine falsche Antwort bedeutet die Hinrichtung. Das Volk ist wie paralysiert angesichts des Terrors, den die Eisprinzessin ausübt. Da kommt ein fremder Königssohn ins Land und ist augenblicklich gebannt von der Erscheinung Turandots, die zur Hinrichtung eines ihrer Verehrer auf den hohen Zinnen der Palastmauer erschienen ist: Calaf ist wild entschlossen, um sie zu werben. Tatsächlich löst er die Rätsel, um ihr dann eine Gegenfrage zu stellen: Errät sie bis zum Sonnenaufgang seinen Namen, bleibt Turandot frei und er wird mit seinem Leben dafür bezahlen. „Nessun dorma“ (Niemand schlafe), bis sein Name bekannt sei. Das dreifache „vincerò“ des Tenors schallt dabei durch die Nacht. Fiebrig fahnden Turandots Schergen nach dem Namen des Unbekannten. Doch weder Bestechung noch Folter haben Erfolg. Die treue Dienerin Liù beteuert, die Einzige zu sein, die den Namen des Prinzen kennt – und ersticht sich.

 

UNVOLLENDET Danach wusste Giacomo Puccini nicht, wie es weitergehen sollte. Liùs Aufopferung, ihr selbstloser, sinnloser Liebestod für einen Mann, der sie nicht zurückliebt, war der emotionale Höhepunkt der Oper. Doch welches Ende sollte er für die Titelrolle wählen, die so viele Menschenleben auf dem Gewissen hat? Wäre ein Happy End nach Liùs Tod überhaupt möglich gewesen? Puccini starb über der Beantwortung dieser Frage, sein Schüler Franco Alfano vollendete die Oper.

 

FERNÖSTLICHE MÄRCHENWELT Nach einer Erzählung Carlo Gozzis entwarf Puccini in seiner letzten Oper mit dramatischer Wucht das Bild eines fantastisch-gespenstischen Chinas. Den exotischen Sehnsuchtsort rund um die kaltherzige Prinzessin tauchte er in eine farbenreiche und teils mit authen- tischen fernöstlichen Melodien angerei- cherte Musik. 100 Jahre nach der Uraufführung, die 1926 an der Mailänder Scala unter Arturo Toscanini stattfand, kommt Turandot im Sommer bei den Burgenfestspielen Niederbayern auf die Passauer Veste Oberhaus und in den Landshuter Prantlgarten.